Auf 6 Stationen, die das Stift symbolträchtig mit der Marktgemeinde verbinden, wird auf diesem Themenweg (des Netzwerks „
Steirische Literaturpfade des Mittelalters“) die spannende „Vorauer Novelle“ nacherzählt und mit prächtigen Abbildungen aus mittelalterlichen Handschriften illustriert.
Wie bei allen acht „Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters“ bildet eine vor Ort überlieferte, historisch herausragende Literatur den thematischen Ausgangs- und Angelpunkt des Themenpfades, indem diese Literatur direkt vor der Kulisse ihrer heimatlichen Natur- und Kulturlandschaft gleichsam neu zum Sprechen gebracht wird. Die Zusammenhänge rund um den Vorauer Literaturpfad stellen sich (gemäß der schauplatzübergreifenden Pfadbroschüredes Literaturpfadevereins) wie folgt dar:
Die Vorauer Novelle dürfte um 1200 im alemannischen Raum verfasst worden sein – von wem, kann heute nicht mehr geklärt werden. Sicher ist, dass die Abschrift in der Stiftsbibliothek Vorau aus dem 13. Jahrhundert die einzige ist, welche die Zeiten überdauert hat, aber selbst diese Aufzeichnung ist unvollständig geblieben: Sie bricht mitten im Text ab und überlässt das Ende unserer Phantasie. Hinweise auf den Ausgang der Geschichte liefert uns die lateinische Fassung desselben Stoffes, die sich ebenfalls nur in der Steiermark erhalten hat, nämlich als sog. Reuner Relationen im Stift Rein. Das Thema der sog. Vorauer Novelle – nämlich die ungehemmte Glückssuche von zwei entflohenen Klosterzöglingen – mutet wie ein Vorläufer des Faust-Stoffes an: Wir hören von einem magischen Buch, einer Art Teufelspakt, von Lust und schweren Sünden mit nachfolgenden Gewissensqualen. Zum außergewöhnlich hohen inhaltlichen Anspruch der Dichtung passt auch ihre meisterhafte Sprache. Packende Bilder und lebhafte Dialoge ziehen uns noch heute in ihren Bann. Rasch wird klar, dass es nicht ferne Zeiten und unbekannte Orte sind, auf die sich die Handlung der Vorauer Novelle symbolhaft bezieht. Vielmehr sind auch wir gemeint!
Wie wird es die Tage
Vorau (675m)