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💚-Botschafter

Stefan Pierer

„Die Vielfalt der Landschaft - vom Dachstein bis in die Südsteiermark - das macht unser Land aus.“ Unser Herzbotschafter Stefan Pierer im Interview.

Stefan Pierer gilt als einer der kraftvollsten, erfolgreichsten und einflussreichsten Industriellen Österreichs. Als jüngstes Kind auf einem Bauernhof im obersteirischen Etmißl aufgewachsen, schrieb der Montanuni-Absolvent eine der bemerkenswertesten Unternehmensstories der Zweiten Republik. Herzstück seiner global tätigen Pierer-Mobility AG mit zwei Milliarden Euro Umsatz sind die Motorradmarken KTM, Husqvarna und GasGas. Dazu kam die Übernahme des Autozulieferers LEONI mit weltweit 95.000 Mitarbeitern. Außerdem ist der Steirer Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich und meldet sich auch immer wieder lautstark zu brandaktuellen Themen zu Wort. Wir trafen Stefan Pierer in seiner High-Tech-Firma Pankl Racing in Kapfenberg.

Einer der Großen der Branche, Daimler-Oberaufseher Bernd Pischetsrieder, hat kürzlich in einem Gespräch mit uns „die ungeheure Innovationskraft“ von KTM gelobt. Wie stolz macht solches Lob?

Das freut mich ganz besonders, da die Zweirad-Industrie ja eine Nischen-Industrie ist. Die Vierrad-Industrie ist riesig und wenn man da beobachtet und auch gelobt wird, noch dazu von einem, der weiß, wovon er redet, ist das schon eine große Ehre.

Wenn man Stefan Pierer in die Google-Suchmaschine eingibt, dann kommen 550.000 Matches in 0,40 Sekunden bei Didi Mateschitz sind es vergleichsweise nur 24.800. Was glauben Sie ist die Ursache dafür, dass ein Industrieller solches Interesse weckt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Das eine ist einmal die Ausdauer, ich bin ja schon über 37 Jahre lang Unternehmer. Ich habe sehr früh begonnen. Das Zweite ist, dass ich natürlich mit meinem Paradestück, mit der Marke KTM, die typische Geschichte „Phönix aus der Asche“ geschrieben habe. Ich habe das vor 30 Jahren aus einer Insolvenz übernommen mit damals 160 Mitarbeitern und ein paar tausend Stück. Und heuer haben wir 2,3 Milliarden Euro Umsatz, über 5.000 Leute sind hier beschäftigt. Und dazu kommt, dass es sich um eine sehr emotionale Marke handelt, die im Rennsport vertreten ist. Da ist man natürlich sehr oft im Fernsehen, manchmal wenn man verliert, aber auch - und das ist sehr schön - wenn man gewinnt.

Was ist das Geheimnis, welche Ingredienzien hat Erfolg? Und was würden Sie jungen Menschen raten, die sich jetzt gerade auf den Weg in die Welt machen?

Unternehmertum ist Versuch und Irrtum. Das ist ganz einfach, ja. Beim Versuchen macht man natürlich Fehler. Da muss man das Glück haben, dass man die Fehler überlebt. Und das Zweite ist, dass man diese Fehler nicht wiederholt. Und wenn man dieses Prinzip über Jahrzehnte sehr konsequent verfolgt, dann kommt der Erfolg heraus.

In welche Richtung glauben Sie, muss sich das Land entwickeln, was ist gut, was ist nicht so gut, wo sehen Sie die Steiermark, sagen wir in zehn, zwanzig Jahren?

Ich möchte einmal die aktuelle Problematik, die europaweit überall dieselbe ist, nicht heranziehen, sondern versuche hier einmal positiv nach vorne zu blicken. Das größte Problem ist, dass uns die Arbeitskräfte ausgehen. Das Thema Recruiting wird die größte Herausforderung. Wir werden daher auch eine qualifizierte Einwanderung brauchen. Das nächste Thema ist Bildung. Da hat die Steiermark mit seinen Hochschulen gute Voraussetzungen. Die Steiermark ist ein ganz wichtiges Bundesland für den Industrie-Standort Österreich.

Sie müssen international viel unterwegs sein, wie viel alte Heimat steckt noch in Ihnen?

Sehr viel. Ich würde sagen, halbe-halbe. Ich bin vor 40 Jahren nach Oberösterreich ausgewandert und habe mich dort heimisch gefühlt. Ich habe eigentlich zwei Herzen, eines in der Steiermark und eines in Oberösterreich.

Stefan Pierer | © STG | Jesse Streibl
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Sie haben in Aflenz, in der Nähe von Etmißl, wo Sie aufgewachsen sind, 30 Millionen Euro investiert und so für Aufbruchstimmung in der Region gesorgt. Sind Immobilienprojekte ein Weg, um die Landflucht zu stoppen? Haben Sie weitere Pläne in der Region?

Ich bin ja in dieser Gegend hier aufgewachsen und kenne die Problematik der Abwanderung aus den Seitentälern. Ich habe hier sehr erfolgreich versucht, anstelle von Großprojekten touristischer oder sonstiger Art Infrastruktur zu schaffen. Und zwar durch hochqualitative Wohnungen - das reicht von denkmalgeschützen Häusern über architektonisch gut ausgebildete Neubauten - einen Zuzug zu schaffen. Und das funktioniert. Wir haben mittlerweile an die 70 Wohnungen in einer hohen Qualität errichtet, wo etwa ein Drittel der Leute aus den Randgebieten zuzieht. Damit kommen wieder Kinder in den Ort, das Geschäft hat eine entsprechende Nachfrage. Die Leute wollen wieder nach Aflenz.

Sie gelten als kritischer Kopf, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und sich gerne zu wirtschaftspolitischen, aber auch gesellschaftlichen Themen zu Wort meldet. Und das oft auch durchaus impulsiv. Die Zeiten sind gerade herausfordernd bis bedrohlich. Was sind derzeit Ihre größten Sorgen und Ängste?

Vorweg möchte ich sagen, diese kritische und offene Positionierung kommt daher, dass ich meinen unternehmerischen Weg ohne Abhängigkeiten geschafft habe. Damit habe ich eine freie Meinung, die ich auch kundtue. Die größte Sorge macht mir im Moment die dramatische Situation aufgrund der Inflation. Die Auswirkungen der Sanktionen. Das wird eine ganz, ganz große Herausforderung, die auf uns zukommt.

Das Zweirad zählte weltweit zu den Gewinnern in der Pandemie. Hält der Trend zum Zweirad an?

Das Zweirad hat einmal kurzfristig sicher sehr profitiert. Nachdem insbesondere das Fahrrad oder das Elektrofahrrad während der Pandemie sag ich einmal die letzte Freiheit bedeutet hat. Die Mobilität auf zwei Rädern hat eine große Zukunft, weil sie einerseits preislich günstiger ist und auf der kurzen Strecke die Elektromobilität die richtige Antwort ist. Und nebenbei immer eine individuelle Emotion mit sich bringt. Ich sehe hier eine ganz große Perspektive für die Zukunft. Nichtsdestotrotz müssen wir uns Gedanken machen, denn die Inflation wird die Liquidität auf der Konsumentenseite sicher sehr strapazieren. Die Nachfrage wird sich hier in einem vernünftigen Maß einpendeln.

,,Ready to race“ lautet der KTM-Slogan. Gilt das auch für Sie als Unternehmer?

Absolut, es ist immer das Schönste am Podium zu sein, möglichst ganz oben. Und wenn man dort nicht ist, zu schauen, was ist notwendig, um dorthin zu kommen. Der Rennsport ist ja eigentlich die Verbindung beider Innovationstheorien. Zuerst sucht man sich freiwillig eine Sportart aus, wo man sagt, da möchte man ganz nach oben. Dann siehst du bei den Rennen direkt im Fernsehen oder live, was hier fehlt. Das ist eine Motivation für die ganz Mannschaft, dass du ganz einfach dorthin willst.

Es heißt Sie sind einer, der nicht gerne vom Gas geht. Wer oder was bremst Sie ein?

Ich würde einmal sagen im positiven Sinne die Familie. Ich bin in der glücklichen Situation, eine wirklich tolle Familie zu haben. Mittlerweile auch vier Enkelkinder, das beruhigt.

Stefan Pierer | © STG | Jesse Streibl
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Sie haben mit der Technologieschmiede Pankl in Kapfenberg, wo wir heute das Gespräch mit Ihnen führen, und der KTM Sportcar GmbH in Graz auch Unternehmen in der Steiermark. Läuft da im Land alles rund für Sie?

Ich bin 2003 wieder als Unternehmer in meine Heimat Steiermark zurückgekehrt. Bei Pankl beschäftigen wir in der Gruppe inzwischen 1.700 Mitarbeiter steiermarkweit, davon 1.400 in der Obersteiermark. In Köflach sind es 300. Ich muss wirklich sagen, dass die Steiermark in der Dienstleistung und Betreuung dieser Unternehmen einen guten Job macht. Ganz besonders hervorheben möchte ich den Standort Kapfenberg, der sehr serviceorientiert ist. Hier gibt es auch ein klares Bekenntnis zur industriellen Wertschöpfung, man weiß hier, wo der Wohlstand herkommt. Das bringe ich als positives Beispiel auch sehr oft in Oberösterreich.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein ähnlich missbrauchtes Wort wie Marketing. Es ist alles und gar nichts. Nachhaltig in meinem Verständnis ist, dass du Werte schaffst, die beständig oder wirklich lange wirken. Aber momentan gibt es leider eine Inflation mit dem Begriff Nachhaltigkeit.

Der Supersportwagen X-Box war bei seiner Weltpremiere 2008 das Highlight am Genfer Autosalon und zugleich der Ritterschlag von KTM in der Autobranche. Gibt es da auf vier Rädern noch weitere Ideen für Graz?

Ich fange einmal vorne an. Das war wirklich der Ritterschlag damals. Wir waren sehr mutig, wir haben damals so 2006, 2007, als es wirklich nur nach oben ging, gemeint, auch auf vier Rädern eine ordentliche Spur zu ziehen. Dann kam diese Finanzkrise, die hat uns wieder eingenordet, wir mussten damals große Summen abschreiben, weil die Nachfrage zusammengebrochen ist. Wir haben dieses Produkt aber nicht aufgegeben, sondern innerhalb der Gruppe als eigenes Produkt weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es 1.500 X-Bows weltweit, wir sind der größte Kleinserienhersteller. Wir haben das Produkt kontinuierlich weiterentwickelt und haben auch bereits ein Supercar auf dieser Basis vorgestellt. Unsere Philosophie lautet „Aufgeben tut man einen Brief“, und daher bleiben wir auch bei den vier Rädern.

Ein elektrischer X-Bow vielleicht?

Den sehe ich nicht. Meine Einstellung zur Elektromobilität lautet: Auf der kurzen Strecke, mit leichten Fahrzeugen, dementsprechend kleinen Batterien. Die Performance eines Elektromotors ist natürlich unglaublich, nur – du hörst halt nichts.

KTM ist auch wesentlicher Partner des Autocluster Styria. Welche Rolle kommt dem Cluster in der Transformation zu?

Der Cluster wurde ja ursprünglich - ich glaube von Landesrat Herbert Paierl - erfunden. Es ist hier sehr viel entstanden. Es ist ein Netzwerk, das kleineren Lieferanten hilft, in Kontakt mit den Großen zu kommen. Neben der voestalpine und uns sind ja auch viele andere mit dabei. Und dieses Netzwerk ist eine große Hilfe, vor allem für kleinere und mittlere Lieferanten.

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Schönste Motorrad-Route in der Steiermark?

Ich würde sagen über den Sölkpass.

Wo soll Pierer Mobility in fünf Jahren stehen?

Wir sind vor einigen Jahren strategisch in das Fahrrad- und E-Bike-Geschäft eingestiegen. Es ging hier relativ rasch nach oben. Ich möchte hier in fünf Jahren fast eine Milliarde Euro Umsatz machen und auch ein globaler Spieler werden, wie wir es beim Motorrad geworden sind.

Sie haben Geschäftspartner zu Gast, die noch nie in der Steiermark waren und Sie um fünf ultimative Sightseeing-Tipps bitten. Wie lauten Ihre Empfehlungen?

Beginnen wir einmal mit der steirischen Hauptstadt. Die Grazer Altstadt ist sicher etwas Sehenswertes, vor allem der Blick vom Schloßberg. Die Südsteiermark, diese Gegend muss man einfach gesehen haben. Irgendwann muss man ja auch was essen und trinken. Da würde ich sagen, das Steirereck am Pogusch besuchen, was ich ja regelmäßig mache. Dann gibt es in der Obersteiermark viele schöne Berge, die man erwandern kann. Diese Vielfalt der steirischen Landschaft vom Dachstein bis in die Südsteiermark, das macht dieses Bundesland aus.

Ihr persönlicher Lieblingsplatz, einen Kraftort in der Steiermark?

Das ist sicher dort, wo du deine Wurzeln hast, wo du aufgewachsen bist.  Darum freut es mich auch ganz besonders, hier in meiner Heimat ein ganz wichtiges Unternehmen zu haben. Pankl ist sicherlich so ein Kraftplatz.

Wordrap

Ready to Race

Loyalität

Gesundheit und Familie

Geduld

Mutig sein

Geröstete Leber

Nein, aber es gibt schon zwei Personen, die ich bewundere. Der eine ist für mich der Mick Jagger, Hut ab, as long as it gets auf der Bühne. Der andere mein Motorsportchef Pit Beirer, der nach einem Sportunfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt und KTM Factory Racing zu diesen Erfolgen geführt hat.

Jazz, momentan Gregory Porter

Ungeduld

Derzeit „Wer regiert die Welt“, es ist ein amerikanischer Historiker Ian Morris, wo erzählt wird, wie Kulturen über die Jahrtausenden hinweg in die Führung kommen. Da kann man viel lernen, wie es uns ergehen wird demnächst…

KTM

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