Herr Simonischek, einige Karriere-Highlights im Schnelldurchlauf: Ehrenmitglied des Burgtheaters, Grimme-, Nestroy-, Ernst-Lubitsch-Preis, Deutscher- und Europäischer Filmpreis, Ehrendoktorat der Kunsthochschule Graz, umjubelter Jedermann in Salzburg, verehrt auf der Berliner Schaubühne und überhaupt in der deutschsprachigen Theater- und Filmszene. Mehr geht nicht, was macht das mit einem? Wie behält man da die Bodenhaftung?
Ja, das ist eine gute Frage. Die Bodenhaftung zu behalten war nie mein Problem. In unserem Beruf ist wichtig, dass sich der notwendige Ehrgeiz mit der Eitelkeit die Waage hält. Immer wenn die Eitelkeit größer wird und der Ehrgeiz zu sehen ist, wird es problematisch. Diese Diskrepanz war bei mir immer gut verteilt, ich hatte nie das Problem, die Bodenhaftung zu verlieren. Vielleicht kommt es auch daher, dass ich jemand bin, der nicht aus allen Wolken fällt, wenn er einen derartigen Preis erhält. Ich habe da auch aufgrund meines Alters einen nüchternen Blick darauf. In einem gewissen Alter kommen, wenn man Erfolg hat, eben ein paar Preise zusammen. In meiner Jugend musste ich eigentlich dauernd darauf verzichten. Ich hatte ziemlich viele Dankesreden vorbereitet, die habe ich heute noch archiviert, die habe ich nie gebraucht. Aber es gibt schon einige, die mir wirklich große Freude machen und für die ich große Ehre empfunden habe, das ist der Ehrendoktor der Kunstuniversität Graz. Mit welch´ gemischten Gefühlen und Ängsten ich dort als Student im Hof oft auf und ab gegangen bin und dann werde ich dort mit Fanfaren und Posaunen empfangen.
Ein Ihnen sehr vertrauter Journalisten-Freund sagt, dass er außer Schwarzenegger niemanden kennt, der eine so hohe Heimatverbundenheit hat. War die immer da oder ist sie mit zunehmendem Alter gewachsen?
Sie ist größer geworden. Denn Heimatverbundenheit ist ja auch ein Teil der Jugend, an die man sich gerne erinnert. Für mich sind die Ingredienzien der Heimatverbundenheit meine Kindheit im Kuhstall und als Ministrant und mit dem Nachbarbuben beim Hütten bauen im Wald und beim Schwarzbeeren suchen. Kindheitserinnerungen, das ist es, was das Heimatgefühl ausmacht. Es ist aber auch eine heikle Angelegenheit, denn puh, was wird mit Heimatgefühl und Nationalismus für Schindluder getrieben. Ich freu mich, wenn ich sowas höre, wie dass die Steiermark auf ihre Wälder achtet. Kürzlich gab es in den Nachrichten lauter miese Neuigkeiten. Eine gute Nachricht aber war, dass in Österreich der Waldbestand jedes Jahr um soundso viel Prozent steigt. Das ist doch wunderbar, da kann man doch stolz sein. Und dass davon die Steiermark das grünste Land ist, ist doch auch schön zu wissen.
Sie haben Ihren Hauptwohnsitz in Wien, sind aber auch in der Steiermark und in Griechenland sesshaft. Die Hütte auf der Teichalm ist ein Erbstück des Vaters, aber wie hat es Sie nach Ziegenberg verschlagen, hierher, wo wir gerade sitzen?
Als ich 1984 meine erste Rolle bei den Salzburger Festspielen gespielt habe, das war der Torquato Tasso am Landestheater, da stand halt so ein bisschen eine Gage in Aussicht. Da sagte ich zu meinem Vater, dass ich das Bedürfnis habe, ein Stückchen Land zu besitzen, eine Wiese oder ein Stück Wald. Frag doch einmal bei deinen Patienten rum. Das hat er ernst genommen und irgendwann hat er das Grundstück hier am Ziegenberg vorgeschlagen. Das habe ich damals gekauft, es war gar nicht so teuer. Meine Freunde wollten wissen, was ich mit der darauf befindlichen „Keischn“ will, das Haus war ja teilweise aus Lehm und Stroh gebaut. Ich habe es dann stehen lassen, an heißen Tagen wie heute ist es dort angenehm kühl.
Wo fühlen Sie sich in der Steiermark am wohlsten?
Im Winter ist es die Teichalm, weil man dort Skifahren kann, im Sommer ist es der Ziegenberg. Ich habe hier auch gewohnt, als ich am Grazer Schauspielhaus gespielt habe. Ich hatte dort ja zwei Produktionen gemacht in der Ära Anna Badora. Ich habe hier gewohnt und bin jeden Tag hin und her gefahren, das war wunderbar, ich habe das sehr genossen.