Lena Hoschek | © STG | Harry Schiffer Lena Hoschek | © STG | Harry Schiffer
💚-Botschafter

Lena Hoschek

Was wiegt, das hat´s. Lena Hoschek ist eine steirische Vorzeige-Designerin und Herzbotschafterin. Sie hat mit ihren trendigen Kollektionen den Nerv der Fashion-Community getroffen.

Und das hat mit ihren Wurzeln zu tun. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Sehnsuchtsort Altaussee, über Heimatverbundenheit, die sie sogar mit einem Panther-Tattoo zum Ausdruck bringt, und den Wunsch, irgendwann wieder in der Steiermark zu leben.

Das Attribut Vorzeige-Designerin, das geht ja hinunter wie Honig. Sehen Sie sich auch so?

Es ist natürlich ein großes Kompliment, wenn es heißt Vorzeige-Designerin. Natürlich betrachte ich mich im Spiegel nicht als Vorzeige-Persönlichkeit, weil ich ja immer nur die Lena im Spiegel sehe. Wie ich sie auch vor vielen Jahren, bevor ich meine Firma gegründet habe, gesehen habe - oder eben auch vor zehn oder vor fünf Jahren. Aber es ehrt mich und ja, ich freue mich sehr.

Wie geht denn die Business-Lady Lena Hoschek mit den Herausforderungen der Zeit um? 

Also sowohl in meiner Firma als auch in meinem Privatleben ging es die letzten drei Jahre ziemlich extrem rauf und runter. Ich habe glaube ich noch nie so viel gelernt über mich selbst und auch andere Menschen, die mich umgeben. Ich musste sehr viel Reflexion zulassen. In guten Zeiten blickt man ja wirklich nur vorwärts und man beschäftigt sich kaum mit den Fehlern, die man gemacht hat. Aber wenn das Eis dünner wird ist eine Reflexion und ein darauf Aufpassen, wohin man sich bewegt und auch wirklich darauf zu achten, dass man aus Fehlern lernt, wahnsinnig wichtig geworden. Ich würde fast behaupten, dass ich erwachsen geworden bin in den letzten drei Jahren.

Sie haben ganz offensichtlich den Nerv der Fashion-Community getroffen, was ist Ihr Geheimnis?

Ich glaube das Geheimnis meines beruflichen Erfolgs war ganz stark, dass ich mich wirklich nie an diese sogenannte Fashion-Community gehalten habe, sondern immer meinem Stil treu geblieben bin. Und wirklich mit Leib und Seele und großer Begeisterung meine eigenen Sachen auch selbst angezogen habe. Und mit diesen Feelings, die ich damit transportiere, habe ich es geschafft, viele anzustecken.

Wie stehen Sie denn zu Trends? Hat es einen gegeben, der Sie geprägt hat? Und gibt es Modesünden?

Ich finde es lustig, wenn man mich fragt, ob mich ein Trend geprägt hat, weil ich hoffe doch sehr wohl, dass ich Trends geprägt habe in den letzten 17 Jahren. Ich finde ganz besonders schön, dass wir nicht nur in der Steiermark sondern eben auch in ganz Österreich und auch in Süddeutschland ein ganz großes Zurückfinden zur Natur und zur Ursprünglichkeit und auch zur traditionellen Mode gefunden haben. Zurück zu den Wurzeln ein Stück weit, und das aber sehr weltoffen gestaltet. Also Tracht ist nichts Steifes und Starres mehr, sondern hat sich sehr, sehr entwickelt. Und ist zu einem neuen Lifestyle gewachsen.

Wo und worin finden Sie Inspiration?

Diese Frage liebe ich, die wird mir ganz oft gestellt. Die Frage ist: Wo finde ich Inspiration nicht? Ich bin wie ein Schwamm, der alles aufsaugt, ob das Menschen sind, die mich inspirieren, oder einfach ein Zitat eines Poeten oder wirklich auch von einem Freund. Oder ein Stück Musik, Bilder, die ich im Internet recherchiere oder eben auch Bücher, Magazine, die ich aufschlage. Ich kann mich vor Inspirationen eigentlich kaum retten. Die wichtigste Aufgabe für mich als Designerin ist dann, die Essenz aus diesen Inspirationen herauszufiltern und dann zum Schluss ein sinnvolles Kollektionsbild zusammen zu stellen.

Lena Hoschek | © STG | Harry Schiffer
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„Zurück zu den Wurzeln, aber auch weltoffen“
Lena Hoschek

Sie haben in Ihrer Anfängen ein Praktikum bei der bekannten englischen Modedesignerin Vivienne Westwood absolviert, die sie geprägt hat. Abgesehen von Ihrer beruflichen Entwicklung: Was waren die Dinge fürs Leben, die Sie dort gelernt haben?

Gut, dass Sie das ansprechen. Denn als Praktikantin direkt nach der Modeschule glaubt man, dass in einem großen Modehaus die Welt aus Glitzer, Glamour und Champagner besteht. Und das ist überhaupt nicht so. Jede Modefirma ist genauso ein Handwerksbetrieb wie jetzt vielleicht ein Elektriker- oder ein Tischlerbetrieb. Es wird überall nur mit Wasser gekocht und überall arbeiten Menschen. Und dass eine Modefirma abgesehen von Kreativität auch Richtlinien und Disziplin braucht und ein ganz klares Business-Konstrukt dahintersteht. Hinter jeder erfolgreichen Firma, möge sie noch so kreativ sein, ist es das, was eine erfolgreiche Firma von einem Künstler unterscheidet. Mich hat sehr geprägt, dass Vivienne wirklich jeden Tag im Büro war. Man hatte als Jugendlicher oft diese großen Designer und Stars vor Augen, und glaubt, dass die nichts mehr arbeiten müssen. Wenn die dann in Medien sind, dann denkt man die sind erstens reich und leben eigentlich nur ein schönes Leben. Die Vivienne war von früh bis spät im Atelier, hat ihre Kaffeehäferl abgewaschen und war aber auch immer von Kopf bis Fuß Vivienne Westwood – gestylt und nicht schlapprig. Sie hat sich selbst repräsentiert. Das habe ich beeindruckend gefunden.

Längst tragen bekannte Persönlichkeiten aus allen Lebenswelten Lena Hoschek. Gewöhnt man sich daran, im Scheinwerferlicht zu stehen und berühmt zu sein? Wie gehen sie mit Ihrer Popularität um?

Also populär zu sein bringt für mich natürlich beruflich viele Vorteile. Für mich privat ist es eine sehr große Anerkennung, ich liebe das Rampenlicht. Natürlich hatte auch ich meine Zeit, in der ich mich daran gewöhnen musste. Früher als ich ausgegangen bin – und ich bin immer sehr wild ausgegangen – musste ich mich nicht darum kümmern, ob mich jemand erkennt. Als dann plötzlich Teenager zu mir gekommen sind und gefragt haben „Bist du nicht die Lena Hoschek?“ habe ich mir gedacht, jetzt muss ich anfangen, mich zusammenzureißen, ich kann nicht mehr so wild sein. Das hat mich eine Zeit lang verfolgt. Dass Leute einen kennen, obwohl sie einen nicht kennen, ist aber oft auch eine schwierige Situation. Es ist sicher etwas anderes, wie ich privat bin, wenn man mich kennenlernt und was man aus den Medien erfährt. Ich versuche natürlich immer so geradeaus und authentisch zu sein, wie ich eben bin.

Gibt es Menschen, an denen Sie sich orientieren?

Nein (lacht). Ich selber habe einen sehr hohen moralischen Kodex, deshalb produziere ich für mich und meine Firma schon immer nachhaltig und ressourcenschonend. Ich gehe sehr sparsam mit Plastik und alle möglichen die Textilproduktion umgebenden Stoffen um. Das wurde mir von meiner Großmutter und meiner Mutter eingefleischt, die beide sehr sparsame Frauen waren.

Wohin geht die modische Reise? Dürfen wir noch mit Überraschungen rechnen?

Ich bin eine Dampflok, ich kann nicht stehen bleiben, ich möchte mich immer weiterentwickeln. Das betrifft nicht nur den Stil meiner Mode und meiner Designs oder die Qualitätsansprüche, die ich an meine Mode habe oder eben auch die Stilweiterentwicklung, sondern eben auch eine Internationalisierung meines Unternehmens. Wir haben im Moment in der Firma sehr viele Umwälzungen, die nicht immer nur lustig sind. Aber wir bereiten uns wirklich auf den nächsten Sprung in die Zukunft vor. I am on fire. Ich freue mich drauf.

Wie sieht eigentlich Ihr persönlicher Kleiderschrank aus? Gibt es Lieblingsstücke?

Es gibt tatsächlich in meinem Kleiderschrank gewisse Dinge, die ich in meiner Freizeit immer wieder anziehe. Das kann man sich gar nicht vorstellen, denn ich habe sicher mehrere hundert, wenn es nicht an die Tausende geht, Kleider, Röcke, Blusen. Und das wandert von meinem Schrankraum dann in mein Firmen-Archiv und wird dann, wenn ich es wirklich nicht mehr behalten möchte, umverteilt. Entweder verkauft oder hauptsächlich an meine Schwester, meine Mutter oder an meine Freundinnen weitergegeben. Zu den Sachen, die ich immer wieder anhabe ist von Markus Meindl ein Lederrock, den ich sehr liebe. Das ist sozusagen mein steirischer Lederrock. Ich habe eigentlich fast immer so Khaki, Wald- und Military-farbene Kaschmir-Pullover und Jacken an. Also ich bin eigentlich sehr waldmäßig angezogen. Sehr mit den Naturtönen braun und grün.

Würde es Sie eigentlich reizen, ein Auto zu designen?

Ja. Für mich wäre wahnsinnig spannend, gemeinsam mit den Ingenieuren zu schauen, wie weit ich beim Design gehen könnte, damit das Auto nicht aufgrund von neuen Ecken und Kanten die Windschlüpfrigkeit verliert und damit den Energieverbrauch in die Höhe treibt. Mir gefallen nämlich die Ecken und Kanten wie bei den Autos in den 70er-Jahren. Dann selbstverständlich Innenausstattung und Funktionalität. Wenn ich sozusagen Vorgaben bekomme für ein Design fühle ich mich sogar am wohlsten, weil dann kann ich wirklich die Grenzen ausloten und schauen, wie weit kann ich gehen als Designer.

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Gibt es einen Sehnsuchtsort in der Steiermark?

Ich habe tatsächlich mehrere Sehnsuchtsorte in der Steiermark. Einer ist ganz weit vorne, nämlich Altaussee. Da habe ich wirklich die schönsten Zeiten verbracht bei den vielen Bierzeltfesten. Der See ist für mich so ein Kraftplatz. Dann selbstverständlich Stainz und die Schilcherstraße. In Graz der Kaiser-Josef-Markt, das ist für mich einer der schönsten Plätze auf der ganzen Welt, wo eben der Genuss, die Ursprünglichkeit von den Produkten aus der Natur, die vielen alten Bäuerinnen und Bauern, die dort ihre Waren verkaufen. Ein Markt, wo du auch essen kannst. Für mich einer der schönsten und luxuriösesten Plätze der Welt. Mariazell mag ich auch sehr gerne, da war ich einmal zum Foto-Shooting. Über die dortige Flora und Fauna kann ich immer wieder staunen und mich dort wieder aufladen.

Ihr linker Unterarm ziert ein nicht übersehbares Tattoo mit einem steirischen Panther. Darf man es als eine identitätsstiftende Liebeserklärung an ihr Heimatland verstehen?

Absolut. Ich bin extrem heimatverbunden und das bezieht sich nicht rein nur auf das Land, den Standort oder Graz. Sondern wirklich die Naturkultur – kann man das so ausdrücken? Das hat mich als Kind extrem geprägt. Und eben auch unsere schönen Traditionen und Feste.

Die Steiermark versteht sich ja auch als Genussland. Was sind Ihre Favoriten beim Essen und Trinken?

Natürlich auch die heimisch erzeugten Produkte. Wurst, Käse, als wirklich einfach Jause. Und da fällt mir ein ganz spezieller Reindling von einer Bauersfrau am Kaiser-Josef-Markt ein. Den macht sie zu Ostern in Miniaturform, das ist der beste Reindling der Welt. Dann natürlich Kren und Eier, ich habe da jetzt an die Osterjause gedacht. Das gehört wirklich zu meinem Lieblingsessen über das ganze Jahr. Ich mag gerne sehr simple Sachen. Wenn ich z. B. im Steirereck in Wien bin, dann schätze ich extrem, dass eigentlich diese sehr schlichten, simplen Zutaten in einer irrsinnig tollen, experimentellen Küche zu diesen Ergebnissen werden. Ich bin sonst nicht oft Gourmet-Restaurant-Gast, aber da muss ich wirklich sagen, das ist immer ein Erlebnis. Das ist nicht einfach nur essen gehen.

Wie würden Sie einem Blinden die Steiermark erklären?

Zuerst einmal wäre ich sehr traurig, dass er sie nicht mit eigenen Augen sehen kann. Und dann würde ich versuchen, dass, was ich sehe  – eben die Natur, diese Wärme die z B. in der Südsteiermark jetzt die Sonne hergibt, in Gerüchen oder Temperaturen zu beschreiben. Wenn man die Augen schließt und man steht am Altausseer See, da kann man das Wasser riechen, man kann das Knistern in der klaren Luft spüren. Gerade wir in Österreich haben so ein Glück mit der Reinheit der Natur, mit der Luftqualität, dass auch wenn man sich diese prachtvolle Natur nicht anschauen kann, man doch sehr viel davon aufnehmen kann. Augen schließen, durchatmen – auch wenn es nur fünf Minuten sind, es ist wie Meditation.

Möchten Sie gerne wieder in der Steiermark leben und wenn ja, wo?

Ich würde wahnsinnig gerne wieder in der Steiermark leben, und zwar im Großraum Graz.

Sie haben sich vor Jahren einmal als sonniger Typ beschrieben, der Musik und Geschwindigkeit liebt, und als Gesellschaftstierchen, das gerne liebe Menschen um sich hat. Kam inzwischen irgendwas dazu?

Ja, auf jeden Fall Nachhaltigkeitsfreak. Und dadurch, dass ich ja auch Mutter geworden bin, ticken die Uhren bei mir wieder etwas langsamer. Also als Geschwindigkeitsfreak möchte ich mich jetzt nicht mehr betrachten, weil die Zeit mit kleinen Kindern vergeht so wahnsinnig schnell, dass man wirklich versucht, die Momente festzuhalten und so viele Erinnerungen wie möglich in sich hinein zu saugen.

Wen möchten Sie noch gerne treffen?

Das ist so eine schwierige Frage, weil ich natürlich noch so viele Menschen treffen möchte. Abgesehen von berühmten und beeindruckenden Personen, die meisten davon sind wahrscheinlich schon gestorben, aber wenn wirklich noch haben möchte sind so viele Sänger und Hausmusiker wie möglich. Ich habe leider als Kind kein Instrument erlernt und meine Stimme ist auch sehr unterentwickelt, obwohl ich sehr gerne singe. Menschen, die selbst Musik machen können, sind mir bei jedem Treffen die wertvollsten.

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Wordrap

Essen.

Maßlos.

Maßlos.

Nein.

Zaubern können.

Francis Bacon

Soul.

Frisches Gemüse.

Verbundenheit und Liebe. 

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