Florian Krammer

Herzgeschichte 16: Ein steirischer Wissenschafter in New York 

Dr. Florian Krammer, geboren in Pack an der steirisch-kärtnerischen Grenze, ist seit acht Jahren Professor an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York und hat während der zweijährigen Coronapandemie vielen Österreicherinnen in klaren und verständlichen Worten die Pandemie erklärt. Steiermark Tourismus erwischt den viel gefragten Forscher gerade auf der Reise zu einem Vortrag in Kansas und hat ihn in einem E-Mail-Interview befragt. 

Ein Steirer in New York

Zwei Jahre lang haben wir Ihre verständlichen Erklärungen in den Medien zur Pandemie sehr geschätzt. Abgesehen davon, dass wir auch stolz waren, dass ein Steirer so eine Koryphäe auf dem Gebiet der Impfstoffkunde geworden ist. Lernt man verständlich zu erklären in den USA besser als bei uns? Oder ist dies eine Gabe, die Sie besitzen? Oder ist Ihnen dies ein besonderes Anliegen?
Das mit dem Erklären hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich versuche Dinge immer so zu erklären, dass es meine Eltern und Großeltern – die nicht vom Fach sind – verstehen. Es geht ja oft nicht um das fehlende Verständnis im Allgemeinen, die Leut´ sind ja eh gscheit. Aber wir verwenden eben in der Wissenschaft oft Ausdrücke, die man nur kennt, wenn man vom Fach ist. Und die muss man vermeiden, wenn man Leuten, die nicht vom Fach sind, was erklären will. Wenn mir ein Mechaniker erklärt, was beim Auto kaputt ist und der nur Fachausdrücke verwendet, versteh ich´s ja auch nicht.

Vor Kurzem wurde uns ganz warm ums Herz, als Sie die erste Ernte eines Röhrlsalats auf ihrem Dachgarten auf Twitter posteten. Weil so ein Röhrlsalat mit Kernöl einfach zum steirischen Frühling gehört. Was wächst noch auf Ihrem Dachgarten? Und was gehört für Sie als kulinarische Verbindung zur Heimat in New York immer auf den Tisch?
Da wächst einiges. Tomaten (aus Samen von der Oma in Bärnbach gezogen), scharfe Chillies, Gurken, allerhand Kräuter, Forellenschlusssalat und noch einiges mehr. Ja, Kernöl, Schwammerlgulasch, Käferbohnensalat und steirischer Weißwein sind nicht wegzudenken.

VOm Grünen Herz in den Big Apple 

Ein Röhrsalat ist ja auch gesund. Was würden Sie denn sonst noch gerade jetzt im Frühling empfehlen, damit unser Immunsystem so richtig auf Touren kommt?
Bewegung an der Luft, genügend Schlaf, wenig Stress und eben gesundes Essen. Und schauen, dass man alle nötigen Auffrischungsimpfungen hat. Die FSME (Zecken-) Impfung ist da im Frühjahr ja besonders wichtig.

Sie sind nun schon seit über 10 Jahren in New York. Wie kommt man von der Pack im Grünen Herz nach New York in den Big Apple? Und wollen Sie dort auch bleiben?
Ich hab mich immer schon sehr für Biologie interessiert und hab dann auf der BoKu in Wien studiert. Dort hab ich dann angefangen, mich für Viren und Impfstoffe zu interessieren. Ich wollte dann nach der Dissertation eine weitere Ausbildung in einem Weltklasse-Virologielabor machen und hatte Angebote aus Wisconsin in den USA, New York und in Grenoble. Meine Frau hat dann beschlossen, dass wir nach New York gehen. Christine trifft immer sehr gute Entscheidungen. Aber man muss sich schon an New York gewöhnen, vor allem wenn man wie ich jemand ist, der gern in der Natur ist und nicht unbedingt ein Stadtmensch. Momentan bin ich hier in New York gut aufgestellt und wir haben Forschungsförderungen und Projekte für viele Jahre. Aber man weiß nie, was die Zukunft bringt.

Hat sich Ihr Leben jetzt schon wieder normalisiert? Sie haben mal gesagt, dass Sie in den letzten zwei Jahren 90-100 Stunden in einer 7-Tage-Woche gearbeitet haben, denn nebst Ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit kamen auch unzählige Medienanfragen dazu. Und jetzt auch noch eine Anfrage von uns.😉
Ich finde, Medienarbeit ist sehr wichtig, vor allem weil es auch sehr viel Desinformation gibt und da muss man mit Fakten aus erster Hand dagegenhalten. Ja, es ist ein wenig ruhiger geworden, aber nicht viel. Jetzt kommen natürlich auch wieder Dienstreisen zu Konferenzen und Vorträgen an anderen Instituten dazu. Fad wird mir nicht.

Wie oft geht sich bei so einem Arbeitspensum ein Besuch in der Steiermark aus?
Zumindest einmal im Jahr. Ich versuche aber öfter zu kommen und manchmal lässt sich das auch gut mit Reisen zu Konferenzen verbinden. Ich hoffe, ich schaffs dieses Jahr zwei bis drei Mal auf Besuch zu kommen. Sonst gehen mir ja auch das Kernöl und der Sauvignon Blanc aus. 😉

© Mount Sinai Health System | Claudia Paul
© Mount Sinai Health System | Claudia Paul

Grüße in die Heimat 

Was darf bei einem Heimatbesuch nie fehlen? Und gibt’s noch so etwas wie einen Lieblingsplatz, der immer aufgesucht wird?
Der Besuch bei meinen Eltern und bei meinen Großeltern darf nie fehlen. Und auf der Pack (mittlerweile ja Hirschegg-Pack) bin ich sehr gerne, meistens geht sich eine Wanderung auf den Rappold am Salzstiegl oder den Großofen in Modriach aus.

Das Grüne Herz, das Symbol für das Urlaubsland Steiermark, ist heuer 50 Jahre alt. Sind Sie damit auch aufgewachsen bzw. ist Ihnen dieses vertraut? Und wenn ja, was fällt Ihnen dazu spontan als Erstes ein?
Ja, das ist mir natürlich vertraut. Was mir dazu spontan einfällt, ist Heimat, Wald und Wandern.

Wir wollen Sie nicht länger von Ihrer Arbeit im Institut bzw. von der nächsten Ernte auf dem Dachgarten abhalten und bedanken uns sehr sehr herzlich für Ihre Zeit und Antworten. Alles Gute!
Danke sehr! Liebe Grüße in die Steiermark und vor allem an meine Großeltern Rosi und Willi!

ZUR PERSON

Florian Krammer (39) ist auf der Pack aufgewachsen. Nach der Matura am Gymnasium in Köflach studierte er in Wien Biotechnologie.
2010 wanderte er mit seiner Frau Christine Marizzi nach New York aus. Seit 2014 leitet er an der „Icahn School of Medicine at Mount Sinai“, die zum Mount-Sinai-Krankenhaus gehört, ein Forschungsteam. In dieser Zeit bekam er eine Professur für Impfstoffkunde in der Abteilung für Mikrobiologie.