Pfarre und Pfarrkirche
Bis in das 14. Jahrhundert war Mitterndorf der Pfarre Pürgg zugehörig. Im Zuge der Neuunterteilung kirchlicher Organisationsbereiche aufgrund des Siedlungs- und Bevölkerungswachstums entstand auch im Hinterbergertal 1335 eine eigene Pfarre. Als Sprengel werde das Gebiet zwischen Knoppen und dem Kulmbach bestimmt. Erwähnenswert ist die Kirchenpatronin der Mitterndorfer Pfarrkirche: die Heilige Margarethe, eine Drachenheilige. Der damalige Adel liebte ritterliche Heilige als Kirchenpatrone wie zu Beispiel den Heiligen Georg als Drachentöter (der Drache war im Mittelalter Symbol des Bösen), nach dem zum Beispiel die Georgskirche in Pürgg benannt ist. Zur Interpretation der weiblichen Heiligenfiguren in der Mitterndorfer Kirche gibt es auch Annahmen über keltische Wurzeln. Nicht zuletzt wird angenommen, dass auch die Kirche St. Margaretha auf einem vorchristlichen Kultplatz errichtet worden ist. Eine Vorgängerkirche wird angenommen, bei Bauarbeiten wurden Reste aus romanischer Zeit entdeckt. Der heute noch bestehende spätgotische Kirchenbau stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Eine Besonderheit der Mitterndorfer Pfarrkirche, wie auch anderer Kirchen der Umgebung, ist die spätbarocke Ausstattung des Ende des 18. Jahrhunderts in Mitterndorf lebenden Bildhauers Johann Fortschegger.
Die evangelische Kirche in Mitterndorf
Mit dem Toleranzpatent von Josef II. (1781) endete die Verfolgung der Protestanten in Österreich. Aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich im steirischen Salzkammergut erstmals seit der Reformationszeit wieder offizielle protestantische Gemeinden. 1899 fand das erste Mal nach 300 Jahren in Aussee wieder ein evangelischer Gottesdienst statt, Mitglieder der neu gegründeten evangelischen Gemeinde stammten auch aus Mitterndorf. Als deren Zahl zunahm, entschloss sich Anfang der 1930er Jahre der damalige evangelische Pfarrer Ernst Gottfried Mayer zum Bau einer eigenen Kirche im Hinterbergertal. Nach einem Plan des Architekten und Baumeisters Hans Jelem entstand 1934 eine evangelische Holzkirche im nordischen Stil mit dem Namen „Kreuzkirche“.
Ende der alten Salinenwirtschaft und neues Zeitalter
Die Errichtung der Eisenbahnstrecke durch das Salzkammergut (1877) hatte unmittelbare Folgen für die Region. Kohle ersetzte mit Hilfe der Eisenbahn Holz als Brennmaterial. Es bedeutete das Ende für die regionale Holzwirtschaft in ihrer herkömmlichen Form sowie für das über Jahrhunderte bestehende Fuhrwesen. Allerdings eröffnete die Eisenbahn neue Perspektiven: Einerseits ermöglichte sie den Holzexport, andererseits förderte sie die touristische Erschließung der Region. Mitterndorf war vor 1914 vorrangig eine Holzgewerbelandschaft mit ersten Spuren des Tourismus: Mit k.k. Forsten, Sägewerken und Handwerksbetrieben und bäuerlichem Nebenerwerb. Zunehmend wurde das Tal auch für die Sommerfrische „entdeckt“. 1888 eröffnete der Arzt Heinrich Lobenstock eine Badeanstalt. In den 1890er Jahren entstand an der Heilbrunner Quelle ein Badehaus. 1896 gründen Mitterndorfer Gewerbetreibende einen Verschönerungsverein. 1899 nahm ein Brauhaus der Hinterberger Brauerei ihren Betrieb auf. Am Steirersee entstand 1900 eine Schutzhütte und 1905 fanden erste Skiabfahrten statt. Neue bürgerliche Gebäude und so manche Villen bereichern das Gesicht des bäuerlich und handwerklich geprägten Ortes.
Berge, Schnee und Wasser – Der Weg zur Tourismuslandschaft
Mitterndorfer Bürgerfamilien begannen erste Initiativen für die Sommerfrische zu setzen. Zur Bekanntheit des Ortes trug zudem der, mit Peter Rosegger befreundete, Lehrer und Schriftsteller Hans Fraungruber bei. Die Wende zum 20. Jahrhundert war in Mitterndorf von Aufbruchsstimmung geprägt, die jedoch durch die beiden Weltkriege zum Erliegen kam. Ab den 1960er Jahren veränderte auf Grundlage eines wachsenden Wohlstandes und steigender touristischer Nachfrage eine enorme Infrastrukturentwicklung und Bautätigkeit das Gesicht von Mitterndorf, Tauplitz und der Tauplitzalm. Zu wichtigen Projekten dieser Jahre zählten der Bau der Tauplitzalm-Alpenstraße, die Errichtung des Heilbades Heilbrunn und der Bau von Feriensiedlungen wie zum Beispiel der „Sonnenalm“. Innerhalb weniger Jahre verwandelte ein Investitions- und Bauboom Mitterndorf in eine der touristischen Erfolgsgemeinden der Steiermark. Anfang der 1970er Jahre krönten die Verleihung des Prädikats „Kurort“ und die Zuerkennung des Titels „Bad“ diese Entwicklung.
Die Pionierzeit des Wintersports
Die Anfänge des österreichischen Wintersports reichen in die 1890er Jahre zurück. Mit k.u.k. Offizieren wie Matthias Zdarsky begann der Skilauf nicht in den Tiroler Bergen, sondern im niederösterreichischen Lilienfeld und im steirischen Mürzzuschlag. Mitterndorf zählte in der Zeit der Monarchie zu den Pioniergemeinden des neuen weißen Sports. Der Gastwirt Emmerich Oberascher und andere Mitterndorfer etablierten den neuen Sport in ihrer Heimat. Die legendär gewordene Erstbegehung auf den Lawinenstein durch Ferdinand Sulzbacher und Hiob Engl im Winter 1905/06 markierte den Beginn des Wintersports. Als der Bedarf an Unterkunfts- und Versorgungsmöglichkeiten zunahm, wurde 1907 auf der Rossalm die erste Skihütte eingerichtet. Aus der Notwendigkeit einer Gästebetreuung in Notfällen entstand eine „Alpine Rettungsstelle“ als Vorläufer des späteren Bergrettungsdienstes. Das Hinterbergertal und die Tauplitzalm avancierten in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu einem wichtigen Zentrum des Wintersports in den Ostalpen. Die Eisenbahnverbindung ermöglichte Fahrten von Skisportbegeisterten aus Graz, Wien und München. In der Zwischenkriegszeit setzte sich die Wintersportbegeisterung auch durch besondere Leistungen von Mitterndorfern fort: Der in Krungl geborene Wintersportler Robert Kanzler avancierte als Schneidermeister zum Erfinder der legendären Keilhose. Leo Gasperl war einer der erfolgreichsten Skirennläufer seiner Zeit und machte in Italien Karriere.
Grubegg
1572 erwarb Andrä Gruber, einflussreicher Ausseer Bürger und Kaufmann, im Hinterbergertal mehrere Liegenschaften. In seinem Bemühen um einen Herrschaftssitz baute er 1591 auf einer Anhöhe einen Hof zum Schloss aus. Als Gruber im Jahr 1600 starb, übernahm sein Sohn das neu errichtete Schloss und erhielt 1606 für sich und seine Schwester Salome einen sogenannten „Freibrief“. Das Schloss, eine Mühle sowie weitere Grundstücke und Bauernhöfe wurden zusammen aus der Herrschaft Hinterberg ausgeschieden und der neuen Herrschaft zugeschlagen. Die Familie erhielt die Erlaubnis, den Sitz „Grubegg“ zu nennen. So entstand die aus der Herrschaft Hinterberg gerausgelöste „Herrschaft Grubegg“. Diese wechselte in der Folge mehrmals ihren Besitzer, bis sie schließlich 1758 vom Ausseer Hallamt übernommen wurde. Ende des 18. Jahrhunderts entstand im Süden der Herrschaft ein Hammerwerk, das Schloss wurde Verwaltungssitz der für das Werk zuständigen Salinenbeamten. Ab 1850 war das Schloss Sitz der k.k. Forst- und Domänenverwaltung Hinterberg, der späteren Bundesforste.
Pass Stein
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwunges im Spätmittelalter war eine raschere Verbindung vom Ennstal in das Salzkammergut naheliegend. Daher wird angenommen, dass erst in dieser Zeit ein Weg durch den Pass Stein Richtung Ennstal und Sölkpass angelegt wurde. Denn aus der Zeit vorher gibt es dafür keinen Nachweis. Lange Zeit war die Herrschaft Sölk für die Instandhaltung des Pass Stein verantwortlich und bezog eine Maut für die Erhaltung der Straße. 1824 erhob das Herzogtum Steiermark die Straße auf Initiative der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft zur Bezirksstraße. 1840 erfuhr der Pass Stein einen Ausbau als Fahrweg. Im 19. Jahrhundert entdeckten bürgerliche wie adelige Reiseschriftsteller und „Alpenwanderer“ den touristischen Reiz des Weges durch den Stein, was zu historischen Beschreibungen des Passes führte. Heute ist der Pass Stein gesperrt.
Heilbrunn
Die Heilquelle von Heilbrunn, am Fusse des Grimmings am Südrand des Tales gelegen, konnte schon für die Römerzeit nachgewiesen werden. Auch im Mittelalter wurde die gegen Leiden der Bevölkerung genutzt. Die jüngere Geschichte von Heilbrunn begann Ende des 18. Jahrhunderts. Hammerwerksarbeiter nutzen die nahe Quelle. Die Salinenverwaltung ließ im Jahr 1830 eine Hütte errichten. Das „Bad Heilbrunn von Grubegg“ erregte landesweites Interesse. Im Zuge der aufsteigenden Ausseer Sommerfrische um 1900 bemühte sich die k.k. Forstverwaltung, vor allem aber der Sägewerksbesitzer Johann Loitzl um die weitere Erschließung und kommerzielle Nutzung der Quelle. 1906 erfolgte die offizielle Anerkennung als Heilquelle. Der kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus. Das moderne Bad Heilbrunn erhielt sein Gesicht Anfang der 1960er Jahre, als das Kurbad Heilbrunn seine Pforten öffnete. Es war der ausschlaggebende Faktor für die Verleihung des Titels „Bad“ für die Gemeinde. Ist heute Bad Heilbrunn ein Kurbetrieb, so entstand 2009 mit der neuen Grimmingtherme ein zweiter Standort für die Nutzung des Heilwassers.