Trommelweiber im Ausseer Fasching | © STG | photo-austria.at Trommelweiber im Ausseer Fasching | © STG | photo-austria.at

Fasching im Ausseerland

Farbenfrohe Kostüme und herzhaftes Gelächter – alle Jahre wieder findet der Ausseer Fasching statt.
Von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag werfen sich die Feierlustigen in Schale, ziehen durch die Orte und genießen das gesellige Miteinander.

Die Geburtsstunde des Ausseer Faschings

Der Ursprung des bunten Faschingstreibens im Ausseerland war die Salzindustrie. Durch den Salzhandel in Bad Aussee entwickelte sich einerseits ein gut situiertes Bürgertum, andererseits fanden viele Arbeiter im Bereich des Salzabbaus einen Beruf. Jedes Jahr rund um die Faschingszeit hatten die fleißigen Arbeiter die Gelegenheit, der Obrigkeit ihre Meinungen und Gedanken kundzutun. Auch heute werden kritische Anmerkungen, aber auch lustige Geschehnisse in Form von Faschingsbriefen vorgetragen.

Von Bad Aussee hat sich diese Tradition auf die umliegenden Orte Altaussee, Grundlsee, Pichl-Kainisch und Knoppen ausgebreitet. Und das bereits vor langer Zeit: Die einzelnen Faschingsgruppen treten teilweise schon seit mehr als 200 Jahren auf.

Das Geschehen startet am Faschingssonntag. Musik- und Gesangsgruppen tragen zum Auftakt in diversen Gaststätten, die bereits erwähnten Faschingsbriefe vor. Deren Inhalte reichen von Anekdoten und politischer Satire zum Zeitgeschehen bis hin zur Erzählung lokaler Ereignisse aus alten Zeiten. Handgezeichnete Bilder illustrieren die Anekdoten zusätzlich.

Hauptakteure
beim Ausseer Faschingstreiben

Bei den Verkleidungen ist alles erlaubt was gefällt. Jedoch gibt es vier Hauptfiguren, die schon seit den Anfangszeiten im 18. Jahrhundert eine wesentliche Rolle spielen: Trommelweiber, Flinserl, Fischer und Pless.

Aufmarsch der Trommelweiber

Die Trommelweiber repräsentieren den im Fasching häufig vorkommenden Geschlechtertausch. Wie das aussieht? Männer tauschen Hemd und Hose gegen weiße Nachthemden mit Schlafhauben und Masken. Ihr Ziel: am Rosenmontag zu den Klängen des traditionellen Ausseer Faschingsmarsches durch Bad Aussee zu ziehen und so den Winter auszutreiben.

Dazu spielen Trompeten und Klarinetten, außerdem werden Trommeln geschlagen. Der einprägsame Rhythmus der lärmenden Trommelweiber ist schon von Weitem zu hören.

Übrigens: Neben den bürgerlichen Trommelweibern aus Bad Aussee gibt es noch die „Arbeiter-Trommelweiber“ von Bad Aussee und vom Grundlsee sowie die „Altausseer Trommelweiber". Letztere sind tatsächlich weiblich!

Trommelweiber im Ausseer Fasching | © STG | photo-austria.at
Gebäck im Fasching, Ausseerland Salzkammergut | © STG | Gery Wolf

Frühlingserwachen mit den prächtigen Flinserl

Am Faschingsdienstag stehen die Flinserl als Vorboten des Frühlings im Mittelpunkt. Die farbenfrohen und fröhlichen Kostüme sind der Commedia dell‘ arte nachempfunden und sorgen für gute Laune. Sie beschenken die Kinder mit Süßigkeiten, während sie durch Bad Aussee ziehen. Ständiger Begleiter auf ihrem Weg ist die traditionelle Flinserlmusik. Ihr Ziel: der Kurhausplatz im Ortskern. Dort angekommen versammeln sie sich und lauschen den Flinserlsprüchen, die von Kindern vorgetragen werden. Dabei handelt es sich um traditionelle Vierzeiler mit teilweise derber Formulierung. Als Belohnung verteilen die Flinserl, Nüsse und Süßigkeiten an die Kinder.

Mit sorgfältigem Blick wacht die Figur des „Zacherls“ über den korrekten Ablauf des Umzugs. Ausgestattet mit einem Stecken, auf dem „Saublasen“ angebracht werden, achtet es darauf, dass die Süßigkeiten auch wirklich bei den Kindern ankommen, und dass sich die Flinserl frei bewegen können.

AUSSEER MASCHKERA-FISCHER

Die "Ausseer Fischer", eine Gruppe von maskierten Männern im üblichen Gewand eines Fliegenfischers mit Angelrute und "Lagl" (Behälter für gefangene Fische) treten stets am Faschingdienstag im Stadtzentrum in Erscheinung. Gemäß dem althergebrachten Brauch befindet sich an der Angelschnur statt eines Hakens eine Wäscheklammer, an der Heringe aber auch Zuckerln befestigt sind, welche die Kinder ausschließlich mit dem Mund erwischen müssen. Mit einem kurzen Staberl wird dabei leicht auf die Rute geklopft, um diese Übung zu erschweren. Wer mit der Hand danach greift, macht Bekanntschaft mit dem Staberl.

Die Gründung der Maschkera-Fischer ist weit vor dem Zweiten Weltkrieg anzusiedeln, allerdings wurden damals Braunschweiger-Stücke oder Knacker als Köder verwendet. Gegen Ende der 1950er Jahre geriet diese Gruppe für kurze Zeit in Vergessenheit, bevor der spätere Wirt der "Sonne", Karl Ruppe, 1965 die Tradition wieder aufleben ließ. Mittlerweile besteht die Gruppe aus 20 Fischern, denen seit 1968 Karl Ruppe als "Oberfischmoasta" vorsteht.

Die Maschkera-Fischer feierten im Jahr 2023 das 100-Jahr-Jubiläum.

Die Pless als letzte Erscheinungen des Winters

Während die farbenfrohen Kostüme der Flinserl schon richtig Lust auf den Frühling machen, repräsentieren die Pless den Winter. Sie ziehen meist in alter Kleidung gehüllt mit einem umgestülpten Bienenkorb am Kopf durch die Gassen. Der Stock mit dem nassen Fetzen, den sie in der Hand halten, mag nichts Gutes verheißen. Wer nicht achtgibt, den erwartet nach den Rufen „Pless Pless“ eine feucht-fröhliche Überraschung.

Die mutigen Kinder am Faschingsumzug versuchen, mit Schneebällen die Pless und auch den Winter aus dem Ort zu treiben.

Weitere Faschingsgestalten im Ausseerland

Zusätzlich zu den drei vorherrschenden Faschingsgestalten haben sich in den letzten Jahrzehnten weitere Gruppen gegründet. Dazu zählen beispielsweise die Arbeiterflinserl. Sie tragen blaue Arbeitsgewänder, die mit Filz bestickt und mit Bierkapseln geschmückt sind. Oder die Altausseer Knopferl, die ihre Leinengewänder mit Knöpfen verzieren und kunstvolle Holzmasken aus heimischer Linde tragen.

Ausseer Fasching – dabei sein ist alles

 

Am besten macht man sich auf den zahlreichen Faschings-Veranstaltungen selbst ein Bild vom bunten Geschehen und erlebt so seinen eigenen unvergesslichen Faschingsmoment im Ausseerland.

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