SLOW TRIPS in der Oststeiermark - Wandern für die Seele und eine Reise zu sich selbst
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Die Oststeiermark ist eine dieser Regionen, die einzigartige Abenteuer und „Zeit für Land und Leute“ anbietet. Ich hatte die Gelegenheit, einen ganz besonderen „Slow Trip“, der vom „Haus der Frauen“ in St. Johann bei Herberstein, dem einzigen Bildungshaus der Diözese Graz-Seckau, organsiert wird, mitzumachen. So konnte ich nicht nur meinen Bewegungsdrang, sondern auch meine Sehnsucht nach Entschleunigung unerwartet stillen. Googelt man nach der Bedeutung von „Slow Trips“ wird von ausgefallenen Reiseerlebnissen gesprochen. Fragt man mich, werde ich als Antwort geben, dass mein erster Slow Trip in der Erlebnisregion sehr bedeutungsvoll und äußerst wohltuend für meine Seele war.
St. Johann bei Herberstein im schönen ApfelLand Stubenbergsee
IM HAUS DER FRAUEN
Schon oft bin ich, wenn ich in Richtung Stubenbergsee oder zum Tierpark Herberstein unterwegs war, an der vom Hügel wunderschön herableuchtenden Kirche von St. Johann bei Herberstein vorbeigefahren. Noch nie aber hatte ich mir die Zeit genommen, sie aus der Nähe zu betrachten. Heute würde ich mir wünschen, sie und das angrenzende „Haus der Frauen“ der Diözese Graz-Seckau schon eher besucht zu haben.
Es sind ehrwürdige alte Mauern, die den kirchlichen „AndersOrt“ – wie er genannt wird – beherbergen. Ehrwürdige alte Mauern eines ehemaligen Klosters, die durch Spiritualität, Lebensfreude und Innovation jeden Tag auf’s Neue belebt werden. Ehrwürdige alte Mauern, die mich schwer beeindruckt haben. Das „Haus der Frauen“ ist ein Ort von Frauen für Frauen und für alle, die das Besondere suchen und gerne mal über den eigenen Tellerrand blicken. Auf unzählige Angebote kann man hier zurückgreifen und neben einer kleinen, besonderen Auszeit in der Erlebnisregion Oststeiermark findet man im „Haus der Frauen“ auch viele Weiterbildungsmöglichkeiten, Workshops und Veranstaltungen. Den Veranstaltungskalender für 2023 kann man hier abrufen.
Ausspannen mit Bewegung an der fischen Luft
ACHTSAMES WANDERN
Frische Luft, beeindruckende Natur und körperliche Aktivität – als sportlich aktive Frau musste ich nicht mehr von den Vorzügen des Wanderns überzeugt werden. Aber achtsam zu wandern und die oststeirische Natur mit all meinen Sinnen zu entdecken sowie im Hier und Jetzt bei mir selbst zu sein, war für mich etwas Neues. Etwas sehr Schönes, das man, wenn man will, auch Pilgern nennen kann. Und so trat ich meine erste Pilgerreise zum oststeirischen Wahlfahrtsort Maria Fieberbründl – organisiert und gestaltet vom „Haus der Frauen“ im oststeirischen St. Johann bei Herberstein – an.
Mit zehn weiteren Frauen aller Altersklassen startete mein erster oststeirischer „Slow Trip“ im Innenhof vom ehemaligen Kloster – hier gab es auch den ersten Impuls. Ein kleines Pilger-Package wurde uns geschenkt, das nicht nur als Erinnerung, sondern auch als Inspiration dienen sollte. Zwei Frauen, beide sind seit Jahrzehnten am regionalen Wirken der Bildungseinrichtung beteiligt, leiteten uns Teilnehmerinnen über verschiedene Stationen zum Ziel. Sie zeigten uns nicht nur den Weg nach Maria Fieberbründl, sie setzten auch während unserer Reise immer wieder verschiedene Impulse, die das achtsame Wandern noch bedeutungsvoller machten. Bewusstes Atmen, aufmerksames Zuhören, wohltuendes Schweigen oder gemeinsames Beten und Singen – unser Weg durch die Wälder und über die Wiesen des oststeirischen Feistritztales war nicht nur aufgrund der Umgebung von Vielfalt und Schönheit geprägt. Dabei was es den Frauen wichtig, dass sich die Teilnehmerinnen nicht unter Druck gesetzt fühlen. Alles kann, nichts muss. Das gemeinsame Rosenkranzbeten während der Wanderung war für mich eine ganz spezielle Erfahrung und das gemeinsame Singen in der Kirche Maria Fieberbründl am Ende unserer Reise war für mich wunderschön. Aber vor allem das Fläschchen, das wir zu Beginn des „Slow Trips“ erhalten haben und in Maria Fieberbründl mit Wasser aus der heiligen Quelle befüllt haben, hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck.
Die Legende zum Wallfahrtsort
MARIA FIEBERBRÜNDL IN DER ERLEBNISREGION
Eine Legende erzählt, wie Maria Fieberbründl in der Erlebnisregion zu seinem Namen kam und zum Wallfahrtsort wurde:
„Ein Einsiedler baute in dieser Waldeinsamkeit für sich eine Hütte aus Holz, in der er auch eine Marienstatue aufstellte. Wegen seiner Frömmigkeit genoss er großes Vertrauen. Viele kamen zu ihm um Rat, beteten vor der Marienstatue und tranken von dem kleinen Brünnlein, das daneben floss. Nach seinem Tod wandelte man die Bretterhütte zu einer kleinen Kapelle um. Da man das Wasser besonders gegen Fieberkrankheiten anzuwenden pflegte, erhielt es den Namen Fieberbründl“.
Ein kleines Stück Zauber im monotonen Alltag
PILGERSCHNITTEN UND EIN WOHLVERDIENTES MITTAGESSEN
Als ich am Abend meinen Kindern von dieser Legende erzählt und ihnen das Wasserfläschchen gezeigt habe, konnte ich ein Stück vom Zauber, den ich an diesem Tag erlebt habe, an sie weitergeben. Vielleicht sind sie das nächste Mal auch dabei. Denn der Weg vom „Haus der Frauen“ zum Walfahrtsort Maria Fieberbründl kann sowohl von sportlich aktiven Menschen als auch von Kindern und älteren Personen gegangen werden. Neben wunderbaren Begegnungen mit anderen Frauen, mit der oststeirischen Natur und mit mir selbst, kam ich während dem „Slow Trip“ auch das erste Mal in den Genuss von „Pilgerschnitten“. Das sind Manner Schnitten, die am Ende der Reise mit Zwetschgenschnaps übergossen und verspeist werden. Diese gehören, habe ich mir von unserer Pilgerbegleiterin sagen lassen, genauso zum Programm wie das gemeinsame Beten, Singen und Schweigen. Nach unserer Rückkehr ins „Haus der Frauen“ haben wir dort gemeinsam das wohlverdiente Mittagessen genossen - saisonal, regional, frisch zubereitet & frauenhandgeschöpft vom Küchenteam des Hauses.
Auszeit vom Stress im Alltag
AUF EINER REISE ZU SICH SELBST
In früheren Zeiten pilgerten die Menschen fast ausschließlich aus religiösen Motiven. Heute geht es oft darum, den Alltagsstress zu vergessen und den Kopf freizubekommen. Diese Tatsache wurde am „Slow Trip“ vom christlich inspirierten „Haus der Frauen“ nicht unter den Teppich gekehrt. Dennoch ist und bleibt der Pilgerweg ein spiritueller Weg. Egal, ob das Grab des Heiligen Jakobus in Spanien besucht wird, die Statue der Heiligen Maria im französischen Lourdes oder das oststeirische Maria Fieberbründl das Ziel ist – Pilger sind immer auch auf der Reise zu sich selbst. Und umgeben von unberührter Natur, Vogelgezwitscher und frischer oststeirischer Luft, ist man schneller am Ziel angelangt, als man denkt.
Alle weiteren Infos zur Oststeiermark, zu Ausflugszielen, Radwegen, Wandertouren und der besonderen Kulinarik findet man direkt auf der Website der Erlebnisregion Oststeiermark.