Goldener Herbst in der Oststeiermark
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Am Obsthof Wilhelm in Puch bei Weiz wurden wir von Chefin Josefa „Pepi“ auf herzlichste Art und Weise begrüßt. Doch das hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass wir einen Blog über sie und ihren Familienbetrieb schreiben. Alle BesucherInnen, die an diesem Samstagvormittag am Hof von Familie Wilhelm vorbeigekommen sind, erfreuten sich am Charme und Witz der agilen Obstbäuerin. Freude macht den Gästen am Obsthof Wilhelm auch der Besuch im Hofladen, wo ein buntes Sortiment aus Obstbau, Brennerei, Weinbau und bäuerlichen Schmankerln auf sie wartet. Im liebevoll gestalteten Innenhof wird man dazu eingeladen, seine Apfel-Vorräte für die nächsten Monate aufzufüllen. Rund 16 verschiedene Apfel- und Birnensorten haben Josef und Josefa Wilhelm im Sortiment. Diese kann man in den verschiedensten Varianten auch bei einer Verkostung und Führung am Hof erleben. Groß und Klein erfreuen sich dabei an schmackhaften Apfelprodukten, die man sofort mit nach Hause nehmen kann.
Kulinarik und Kultur mit Geschmack
Nach der Verkostung von Edelbränden, Apfel-Calvados und frischem Apfelsaft sehnte sich unser Bauch nach etwas Essbarem. Wir machten uns auf den Weg zum „Haus des Apfels“, dem Zentrum der oststeirischen Apfelstraße, um uns in der Mostschank von Familie Kelz mit einer Apfellandjause, frischen Apfel-Krapferln und einem Glaserl Apfelmost kulinarisch verwöhnen zu lassen. Auch Kulturliebhaber kommen am Anwesen von Familie Kelz auf ihre Kosten. Das ganze Areal ist ein „lebendiges Museum“. Neben dem urigen Presshaus, wo der mystische Abakus gelagert wird, einem Bienenhaus und einer Streuobstwiese mit alten Apfelsorten gibt es auch eine Schausammlung, in der man viel Wissenswertes über den Apfel und Obstbau im Allgemeinen erfahren kann.
Von der Apfelernte zum "Abakus"
Am Biohof Schloffer in Unterfeistritz haben wir ebenfalls vorbeigeschaut, um Karl und Lukas Schloffer bei der Ernte der neuen Bio-Apfelsorte „Natyra“ über die Schulter zu schauen. Diese Sorte ist eine von 16 Obst- und Birnensorten, die von Familie Schloffer angebaut wird. Sie darf am längsten die wärmenden Strahlen der oststeirischen Herbstsonne aufsaugen. Die leuchtend roten, knackigen Äpfel mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack mausern sich – laut Karl Schloffer – unter Bio-LiebhaberInnen zu einer der beliebtesten Apfelsorten. Wir wiederum konnten es kaum erwarten, nach der Ernte in den Hofladen von Familie Schloffer zu fahren, um endlich in das Geheimnis und in den Geschmack vom Abakus, dem einzigartigen Apfelschnaps aus der Region, einzutauchen.
Ist die Apfel-Ernte erledigt, machen sich 23 Apfelmänner – darunter auch die Obstbauern Wilhelm, Kelz und Schloffer – an die Arbeit, den kostbaren Abakus zu brennen. Wie genau die Apfelmänner den besonderen Edelbrand herstellen und welche Apfelsorte sie dafür verwenden, bleibt ihr Geheimnis. Apfelmann Karl Schloffer erzählt, dass das große Ziel der in Mönchskutten gekleideten Männer immer eines sei: den weltbesten Apfelschnaps des Jahres brennen. Dazu begeben sie sich jedes Jahr im Herbst drei Tage und zwei Nächte lang in die Brennklausur. Streng limitierte 1444 Flaschen pro Jahrgang destillieren die Apfelmänner aus den besten Äpfeln. Ein Jahr ruht der Schnaps in Eichenfässern im kühlen Keller des Apfelhauses, bevor er in einer feierlichen Zeremonie vorgestellt und für den Verkauf freigegeben wird. Nimmt man einen Schluck vom Abakus, hinterlässt nicht nur der einzigartige Geschmack einen bleibenden Eindruck, auch die „brennende“ Begeisterung der Apfelmänner für ihr einzigartiges Destillat wird spürbar.
„Der Geist der Apfelmänner“ aus 2021 wird heuer am 18. November in Puch bei Weiz präsentiert.