Zu Besuch im Büro für Weihnachtslieder

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  • Winter
Seit mittlerweile 30 Jahren versorgt das Büro für Weihnachtslieder Menschen mit Texten und Melodien zu ihren liebsten Weihnachtsliedern. Seine Leiterin, Dr. Eva Maria Hois, hat mit uns über dieses besondere Jubiläum gesprochen und uns so manch heitere Anekdote verraten.

O Jubel, o Freud ...

Weihnachten ohne „Stille Nacht“? Für viele von uns einfach unvorstellbar. Weihnachtslieder gehören zu dieser besonderen Zeit einfach dazu wie die Vanillekipferl, der Christbaum oder die Geschenke. Was aber, wenn man nicht mehr ganz so textsicher ist? Oder einem spätestens nach der ersten Strophe keine Zeile mehr einfallen will? Dann wird es Zeit für einen Besuch im Büro für Weihnachtslieder.

Wie ist das Büro für Weihnachtslieder überhaupt entstanden?

Eva Maria Hois: Entstanden ist es 1991 aus einer „Schnapsidee“ des damaligen Kulturstadtrats Helmut Strobl und des ehemaligen Leiters des Steirischen Volksliederwerks, Hermann Härtel. Ihr Gedanke war, dass Menschen, die sonst nie singen, zumindest zu Weihnachten gerne singen wollen. Und wenn es „nur“ Stille Nacht ist. Aber wie das so ist mit Fertigkeiten, die man nicht übt: Es geht manchmal nicht so gut, wie man es gerne hätte. Das heißt, man kann sich vielfach noch an Melodien erinnern, an den Refrain, aber das war es dann oft schon. Deshalb ist die Idee entstanden, Blätter mit den bekanntesten Weihnachtsliedern aufzulegen. Dann sind verschiedene Kooperationen dazugekommen und mittlerweile schätze ich, dass wir weit über eine halbe Million solcher Liederblätter herausgegeben haben.Und wir haben eine CD zum Anhören und Mitsingen eingesungen, auf der diese beliebten Lieder zu hören sind.

Was macht das Büro so einzigartig?

Meines Wissens gibt es in dieser Form einfach nichts Vergleichbares. Denn neben den gängigen Liedern, die man in unserem Büro im Steirischen Heimatwerk abholen kann, haben wir auch eine riesige Datenbank sowie eine Bibliothek, mit der auch Anfragen nach weniger bekannten Liedern, Instrumentalstücken oder Texten beantwortet werden können. Und das unkompliziert zwischen den Weihnachtseinkäufen.

Eine große Bandbreite an weihnachtlichem Liedgut gibt es jedes Jahr bei den Hirten- und Krippenliederkonzerten in der Antoniuskirche zu hören. Diese Veranstaltung gibt es mittlerweile seit 105 Jahren und sie war ursprünglich dafür gedacht, bäuerliche Traditionen und Lieder vom Land für ein städtisches Publikum aufzubereiten. Als Adventkonzert hat sich diese Tradition dann von Graz aus verbreitet.

Wie viele Lieder haben Sie denn in ihrem Archiv?

So genau kann ich das gar nicht sagen, aber es sind Tausende. Allein mithilfe unserer österreichweiten Datenbank kann ich sicher 95 Prozent aller Anfragen beantworten. Erstaunlicherweise gibt es aber auch immer wieder Lieder, die man darin nicht findet. Da spielt dann Erfahrung eine große Rolle und man muss natürlich in den Liederbüchern suchen. Dafür freuen sich die Leute dann riesig, wenn man ein Lied wiederentdeckt, dass die Oma schon in ihrer Kindheit gesungen hat.

Gibt es ein Lied, das besonders oft gesucht wird?

Es gibt witzigerweise Zeiten, in denen an ein paar aufeinanderfolgenden Tagen mehrere Leute dasselbe Lied suchen. Oft ist es so, dass dieses Lied in einer Sendung im Fernsehen oder Radio zu hören war. Aber DEN Hit gibt es nicht. In den letzten Jahren haben wir immer so um die 1500 Anfragen gehabt und die Hälfte ist sicher vollauf zufrieden mit unseren Liederheften, in denen die gängigen Lieder drinnen sind. Weil das auch das ist, was man kennt und jedes Jahr gerne singt. Die andere Hälfte sind dann meist Spezialanfragen nach ganz bestimmten Liedern oder Texten. Da muss man dann ein bisschen mehr Zeit investieren. Aber das machen wir natürlich gerne.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsweihnachtslied?

Es gibt einige Lieder, die mir wirklich wahnsinnig gut gefallen. Das sind nach wie vor „Maria durch ein Dornwald ging“ und „O liebstes Jesulein“, das ich vor etwa 25 Jahren ca. erst entdeckt habe. Da habe ich auch einen besonderen Bezug dazu, weil es in Maria Lankowitz, wo ich geboren wurde, um 1897 aufgezeichnet wurde. Von den Bekannteren mag ich „Es wird scho glei dumpa“ und „Es hat sich halt eröffnet“ auch sehr gerne.

Und was sagen Sie zu Hits wie Last Christmas?

Die Lieder an sich finde ich ganz in Ordnung, und wir haben sie freilich auch im Büro für Weihnachtslieder. Aber was mich stört, ist die Dauerberieselung, wie sie oft in den Geschäften passiert, manchmal schon ab Anfang November. Nicht weil die Lieder schlecht sind, aber ich glaube, dass man sich einfach daran satthört.

Wie feierten Sie letztes Jahr das 30-jährige Jubiläum?

Wir hatten uns Folgendes überlegt: Es gibt viele Menschen, die uns in den letzten 30 Jahren begleitet haben. Das sind einerseits Menschen, die immer wieder zu uns ins Büro kommen und sich Lieder holen, andererseits etwas das Land Steiermark und die Stadt Graz, die uns unterstützen, auch Graz Tourismus. Dazu kommen Kooperationen mit dem Volkskundemuseum und der Stadtpfarrkirche. Unser Liederbuch „Alle Jahre wieder …“ enthält 29 Lieder – da war genau eines für jeden Tag dabei. Wir haben daher diese Menschen und Organisationen dazu eingeladen, diese Lieder allein oder auch gemeinsam mit uns auf Video aufzunehmen und zu singen. Und das haben wir dann chronologisch auf unserer Homepage und auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht. Die Videos sollten die große Bandbreite des Singens zeigen, aber auch zum Mitsingen einladen, denn die Anregung zum Selbersingen und -musizieren – und vor allem die Freude daran – ist unser großes Anliegen.

Büro für Weihnachtslieder
von 24. November bis 22. Dezember 2023
im Steirischen Heimatwerk
Sporgasse 23, A-8010 Graz
T: +43 (0)316 908635-52
www.steirisches-volksliedwerk.at