Die Lederhose - Mode und Mythos
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- Tradition & Brauchtum
Vom Hirsch zur Hirschledernen
Die Entstehung einer Lederhose
Wenn es sich um einen erfahrenen Jäger handelt, wird er den Schuss nicht nur so angebracht haben, dass das Stück „im Feuer fällt“, sondern er hat auch daran gedacht, möglichst keine Knochen zu treffen, damit die Splitter mit dem Geschoss kein zu großes Austrittsloch machen, dann nämlich hat der Gerber keine große Freude mit der Decke. Exakt 44 Arbeitsschritte sind notwendig, um aus der rohen Haut der Tiere Leder zu machen: Es beginnt mit dem Zuschneiden der Roh Haut, dem Konservieren, bevor die Haut zum ersten Mal mit Wasser weich gemacht wird um letzte Fleisch- und Fettreste entfernen zu können. Nach der Entfernung der Haare, dem Spülen wird die Haut mit dem Lab aus dem Kälbermagen, der bekanntlich bei der Käse-Produktion eine große Rolle spielt, gebeizt.
Nach diesem Prozess nennt man die Haut Leder, obgleich noch weitere Arbeitsschritte notwendig sind, um wirkliches Leder in den Händen zu halten. Eine große Rolle spielt dabei auch die Sonne. Am Anfang als Trocknungmittel ist sie noch komplett ungeeignet, da die Haut bei Sonneneinstrahlung wie Blech und somit nicht mehr verwendbar wird. Aber nach dem Gerbprozess schafft die Sonne einen Trocknungsgrad, der mit Trocknungskammern nicht erreicht werden kann. Die Häute werden normalerweise bis zu 3 Wochen getrocknet bis ein weiterer Arbeitsschritt folgen kann. Einer der letzten Schritte ist das Färben. Sechs Farbvorgänge sind dazu notwendig. Eisensulfat bringt den typischen schwarzen Ton.
Bevor nun die samtig weichen Teile in die Lederhosenproduktion von Leder Traninger oder auch in andere Produktionen in ganz Österreich wandern, werden sie noch einmal intensiv geprüft, denn der künftige Träger soll die Hose schließlich an nächste Generationen weitergeben können, damit zumindest diese in den Genuss einer richtigen “alten“ Lederhose kommen. In Bad Aussee ist die Lederhose Kultobjekt und Alltagskleidung gleichermaßen.
(Text: Alpenpost/Seiberl)
Altausseer, Ausseer und Grundlseer Lederhose
Die feinen Unterschiede
Die Lederhosen im Ausseerland haben vieles gemeinsam. Schwarzes oder altschwarzes Leder, grüne Naht und 4 Knöpfe am Bein. Kleine Unterschiede bestehen darüber hinaus aber trotzdem:
Die Altausseer Lederhose wird typischerweise mit einem „Bürsel“ versehen. Darunter versteht man die als gelblich-weiße „Naht“ in Erscheinung tretende Sämisch-Lederkante am Bein oberhalb des Knies. Unterhalb des Bürsels setzt sich die Lederhose fort. Diese Form der Lederhose ist die älteste Form im Ausseerland, und wird in Altaussee seit ca. 150 Jahren stolz getragen. Die Bad Ausseer Lederhose ist gekennzeichnet durch einen gelben Abschluss. Die Grundlseer Lederhose hingegen zeichnet sich durch den Abschluss in der Lederhosenfarbe aus, meist schwarz oder altschwarz.
5-, 7- oder 9-nahtige Hosen:
Eine Lederhose aus dem Ausseerland macht auch die Anzahl der Nähte aus. Hier werden die Zierstiche der Lederhose ausgehend von der Leder-Seitennaht gezählt. Die Zierstickereien werden auch als „Laub“ bezeichnet. Je mehr Nähte eine Lederhose besitzt, desto teurer wird sie auch gehandelt, denn umso mehr Arbeitsstunden stecken in den Handwerksstück.
Was man außerdem noch braucht:
um die Ausseer Tracht zu vervollständigen:
- „Stutzen“: grüne gemodelte Schafwollstrümpfe (Notiz am Rande: vor 1870 wurden auch im Ausseerland noch andere Farben getragen z.B. blau)
- „Gamslrock“: Trachtensakko mit einer Stickerei in Form einer Gams im Rückenbereich.
- Bindl: das Halstuch der Männer, in der heutigen Form nicht mehr um den Hals gelegt sondern an einem Band befestigt
- Ausseer Hut: stilsichere Kopfbedeckung aus dem Ausseerland
- Pfoad: ein Hemd, meist in weiß gehalten.
- Ausseer Haferlschuhe: Handzwiegenähter Trachtenschuh mit schwarzem Lederoberteil,
das mit einer grünen Passepoil versehen ist - seitlich oder in der Mitte zum Schnüren